Ulrike Kröber ist Dozentin, Autorin und Integrationscoach im Projekt CaRIBu in der JVA Hannover.
Da Sie neben Ihrem eigenen Roman und Reiseabenteuern bereits in einem Sommerworkshop mit benachteiligten Jugendlichen eine Sammlung mit Kurzgeschichten veröffentlicht hat, lag ihr dieses Projekt besonders am Herzen.
Geschichten von Inhaftierten, die aus ihrem Leben hinter Gittern erzählen. Zusätzlich schildert sie eigene Erlebnisse aus ihrer Perspektive.
Wir möchten uns bei unseren Teilnehmern bedanken, insbesondere bei allen, die uns ihre Gedanken und Erfahrungen zur Verfügung gestellt haben.
Sie hatten nicht die Möglichkeit, die Texte auf einem Computer zu schreiben oder gar in ein Handy zu diktieren, sondern mussten alles handschriftlich zu Papier bringen. Das ist in der heutigen Zeit eine fast vergessene Fertigkeit.
Diese Texte wurden dann von den Projektmitarbeitern Fritz Winkel und Ulrike Kröber digital erfasst.
Auch möchten wir betonen, dass es den Autoren keine Vorteile brachte, an diesem Projekt teilzunehmen.
Es wurde allen freigestellt ihre Identität preiszugeben oder auch ein Synonym zu verwenden.
CariBu, was ist das eigentlich? Das haben Sie sich bestimmt gefragt. Im Januar 2016 durften wir mit unserer Arbeit in der JVA Hannover beginnen. Das Berufsfortbildungswerk hatte sich für eine Ausschreibung bei der NBank und beim Europäischen Sozialfonds beworben und diese gewonnen.
Zunächst hieß das Projekt Aribo.
Die Aufgabenstellung: Inhaftierte, die noch circa sechs Monate in Haft sind, auf den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten und sechs Monate nach ihrer Haft zu betreuen. Das klingt nach einem guten Plan.
Zunächst mussten wir mit Hilfe unserer JVA Kollegen passende Teilnehmer finden. Von allen Seiten hörten wir, das kann doch nicht so schwierig sein 12 von circa 500 Inhaftierten.
Die zukünftigen Teilnehmer sollten in der JVA arbeiten (das müssen eigentlich auch alle, aber durch Vergehen oder ähnliches, ist dies nicht immer der Fall), drogenfrei sein (auch dies stellt eine Herausforderung dar, einige werden substituiert), der deutschen Sprache mächtig sein (wir hatten sogar einen Analphabeten), auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelbar (viele haben nicht einmal einen Hauptschulabschluss) und noch circa sechs Monate in Haft.
Das lässt sich doch absehen, werden sie jetzt sagen.
Ja, da haben Sie sogar recht. Aber ein unvorhersehbares Element, spielt eine große Rolle, wie wir schmerzlich erfahren mussten: Der Mensch.
Und dieser Mensch steht im Mittelpunkt des Projektes.